Geschichte
Ein "Haus im Tal" der Bever stand Pate bei der Namensgebung und war Ausgangspunkt einer seit dem Jahre 971 durch die Corveyer Schenkungsurkunden nachgewiesenen, tatsächlich jedoch wohl bereits viel länger zurückliegenden Besiedlung des Bevertales im Bereich der heutigen Ortslage Dalhausen.
Im 11. Jahrhundert im Besitz der Grafen von Northeim, im 13. Jahrhundert Eigentum der Grafen von Dassel und Everstein sowie des Klosters Helmarshausen, blieb die Geschichte des Ortes im Folgenden über Jahrhunderte hinweg mit der der Kirche und insbesondere des Klosters Gehrden eng verbunden. In einer Urkunde des Paderborner Bischofs Bernhard III. aus dem Jahre 1221 wird Dalhausen als ein Filialdorf des in der Soester Fehde zerstörten Kirchdorfes Eddessen bezeichnet. Im gleichen Jahre wird Dalhausen von Eddessen abgepfarrt und selbständige Pfarrei.
Bischof Otto von Paderborn übertrug 1305 diese Pfarrei mit ihren Einkünften dem Kloster Gehrden. Graf Otto, Sohn des Ludwig von Everstein, schloß sich dieser Schenkung an und trat am 10.07.1305 das Dorf mit Wald, Zehnten, Heuer, Mühlen usw. ebenfalls an Gehrden ab.
500 Jahre verblieb Dalhausen im Besitz des Klosters Gehrden, bis es 1803 im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses säkularisiert und wie das gesamte Fürstbistum Paderborn dem Preußischen Staate zugesprochen wurde. Ihm gehörte der Ort - lediglich unterbrochen durch die Zugehörigkeit zum Königreich Westfalen in den Jahren von 1807 bis 1813 - bis zu seiner mit Kontrollratsgesetz Nr. 46 per 25.02.1947 formell verfügten Auflösung an.
Am 15.10.1810 erfolgte der Verkauf des früheren Klosterbesitzes an den Grafen Wilhelm von Bocholtz, ehe 1829 die Grafen von Sierstorpff Eigentümer mit Anspruch auf Heuer und Zehnten wurden, den sie bis zum Jahre 1840 einforderten. Mit der Summe von 16000 Talern für 880 Morgen Wald und Land, die bereits im Jahre 1875 gezahlt waren, kaufte sich Dalhausen 1873 aus diesen Besitzverhältnissen frei.
Die Ortschaft, seit der kommunalen Neugliederung am 01.01.1970 in bezug auf ihre Einwohnerzahl größter Ortsteil der Großgemeinde Beverungen, liegt ca. 7 km südwestlich der Kernstadt im engen Tale der aus den Bächen Lebersiek, Eselsbach und Jordan hervorgegangenen Bever. Dalhausen wird durchzogen von der Bundesstraße 241, die gleichzeitig als Zubringer zur A 44 Dortmund/Kassel dient, sowie der Kreisstraße 44.
Die noch durch den Ort führende ehemalige Kursbuchstrecke 249 Scherfede-Holzminden der DB ist seit dem 30.06.1984 stillgelegt. Sie harrt besseren Zeiten, wahrscheinlich jedoch ihrem Abriß entgegen.
Landschaftsprägend sind der nördlich gelegene Schnegelberg, der bis zu einer Höhe von 328 m aufsteigt, der Spechterberg, südlich der Bever der Kreihenberg (301 m) sowie der östlich der Ortschaft liegende Biesberg, der im Bereich des Westerfeldes nahe der Ortschaft Jakobsberg eine Höhe von 331 m erreicht. Die höchste Erhebung innerhalb der mit ihren Gemarkungsgrenzen 7,16 qkm umfassenden Ortschaft Dalhausen ist der Schmerberg (336 m).
Von dieser nordwestlich von Bustollen gelegenen Anhöhe aus bietet sich dem aufmerksamen Betrachter bei klarem Wetter ein phantastischer Rundblick: Im Norden die Zivildienstschule auf dem Ith, der Köterberg, die Musikburg Sternberg bei Blomberg. Die Egge mit ihren derzeit zwei Fernsehturmumsetzern bei Willebadessen und ihrer höchsten Erhebung, der Velmerstot, im Westen. Im Südwesten der Ortsteil Obermarsberg mit seinen zwei hochaufragenden Kirchen oder der Fernsehturm bei Hoppecke im Sauerland.
ImSüden der über Wolfhagen hinaus gelegene Weidelsberg mit der imposanten Weidelsburg auf seinem Gipfel, der Habichtswald mit dem Sender Zierenberg und dem oberhalb Kassel stehenden Herkules sowie der 599 m hohe Bärenberg mit einem sichtbaren Teilstück der Autobahn A 44. Der Solling im Nordosten mit dem Umsetzer bei Neuhaus, im Osten Richtung Uslar der sich gegen den Horizont abhebende Sollingturm.
Die Aufzählung ließe sich erweitern. Dem interessierten Beobachter mag sie genügen; er wird beim genauen Hinschauen weitere Einzelheiten, vor allem in der näheren Umgebung vom Schmerberg aus, entdecken.
Ortsentwicklung:
Die räumliche Entwicklung Dalhausens dürfte ihren Ausgangspunkt im Bereich um die Kirche gehabt haben.
Hier entstand der ursprüngliche Ortskern, der sich zunächst fast ausschließlich auf der Talsohle der Bever bzw. ihrer Nebentäler, wie Urental und Hellweg, fortentwickelte, bevor dann, nicht zuletzt aufgrund der Topographie des Bevertales, eine Hangbebauung einsetzte. War diese anfangs nur sporadisch, so erfolgte sie nach dem 2. Weltkrieg gezwungenermaßen planmäßig, da Heimatvertriebene aus Ostdeutschland sowie Evakuierte aus den Ruhrgebietsstädten, vor allem aus Bochum, Dortmund und Essen aufzunehmen und mit Wohnraum zu versorgen waren. Urentalsbreite, Eikenberg, Borgholzer Berg, Meierbreite, Spechterberg und Hermannstraße seien stellvertretend genannt für weitere Bebauungsplangebiete bzw. Straßenzüge, die erst in den 50er und 60er Jahren entstanden sind und die Anzahl der Häuser auf heute ca. 680 anwachsen ließen.
Nach der Volkszählung vom 01. 12.1919 hatte Dalhausen 1446 Einwohner, verteilt auf 193 "Wohnstätten". Hundert Jahre zuvor, im Jahre 1818, waren es amtlichen Aufzeichnungen zufolge gerade 601 Personen.
Bis zum Beginn des 2. Weltkrieges im Jahre 1939 war die Einwohnerzahl bereits auf knapp 1600 angewachsen. Stieg diese Zahl im 1. Kriegsjahre schon um 50 Personen, so setzte sich dieser Trend fort und erreichte trotz der Tatsache, daß insgesamt fast 180 Dalhauser bzw. in Dalhausen ansässige Männer im Krieg ihr Leben ließen, einen ersten Höhepunkt im Jahre 1946, als erstmals über 2000 Menschen im Ort ihren Wohnsitz hatten.
Ursache für die erhebliche Bevölkerungszunahme waren in erster Linie aus ihrer Heimat vertriebene Landsleute aus den deutschen Ostgebieten, die sich teils nur vorübergehend bei uns aufhielten, in vielen Fällen in Dalhausen jedoch eine zweite Heimat fanden. Überwiegend waren es Schlesier, die unserer Ortschaft "zugeteilt" wurden. Sie hatten entweder auf eigene Faust den Weg in den Kreis Höxter gesucht oder aber kamen mit mehr oder weniger organisierten Flüchtlingstransporten nach Nordrhein-Westfalen und in unseren Raum. Die Wohnungsnot war groß und "Wohnraumbewirtschaftung" das Gebot der Stunde!
Einen zweiten Bevölkerungsschub gab es in den 10 Jahren von 1960 bis 1970, als die Zahl der Dalhauser Einwohner von 2046 auf 2429 hochschnellte.
Da Mitte bis Ende der 50er Jahre die aufkommende Kleinmöbelindustrie Arbeitsplätze versprach, waren viele Flüchtlinge bei uns geblieben, hatten hier geheiratet und sorgten mit ihren Kindern dafür, daß unsere Einwohnerzahl stetig nach oben ging.
Auch aus unserer näheren Umgebung nahmen eine Anzahl von nicht heimatvertriebenen Personen Wohnung in Dalhausen, da sie in den Kleinmöbelbetrieben der Gebr. Böker, der Fa. Aug. Decker oder auch der Fa. E. Dierkes sowie in anderen Betrieben Arbeit gefunden hatten. Am 31.12.1993 betrug die amtliche Einwohnerzahl Dalhausens 2297 Personen!
In Anwesenheit von Weihbischof Dr. Franz Hengsbach feierte Dalhausen am Feiertag Mariä Geburt des Jahres 1954 das 550jährige Marienwallfahrts-Jubiläum. Wegen des damals noch andauernden Kirchenumbaues geschah dies mit einjähriger Verspätung, denn der verbürgte Anfang von Wallfahrten nach Dalhausen datiert aus dem Jahre 1403. Zu Füßen des Gnadenbildes ist mit dieser Jahreszahl eingetragen: "Eine Herzogin von Braunschweig schenkt unserer lieben Frau einen güldenen Mantel". Im Jahre 1993 jährte sich das Ereignis somit zum 590. Male!
Prozession zur Wallfahrtskirche Nach wie vor strömen vor allem zu "Mariä Heimsuchung" und dem Hauptwallfahrtstag "Mariä Geburt" Pilger aus nah und fern zu unserer heute über die Grenzen der engeren Heimat hinaus bekannten Wallfahrtskirche "St. Marien", deren Bau anstelle der 1221 errichteten Kapelle 1718 begonnen und die von dem in Borgholz geborenen Bischof Pantaleon Bruns am 19.10.1721 geweiht wurde.
Ihr heutiges äußeres Erscheinungsbild resultiert aus einem großen Um- bzw. Erweiterungsbau, durchgeführt in den Jahren 1949-1950.Die bei dieser Baumaßnahme aus dem Kircheninneren entfernten Barockaltäre wurden 1985 nach enstprechender Renovierung und erheblicher finanzieller Beteiligung der Dalhauser Bevölkerung wieder in die Kirche eingebracht.
Durchweg kleine und karge Ackerflächen, noch dazu meist mehr oder weniger hängig, zwangen die Bevölkerung Dalhausens schon sehr früh dazu. Möglichkeiten zu finden, ihre Versorgungs- und Einkommenssituation zuverbessern, um hierdurch der verbreiteten Armut im Ort zu begegnen.
Wannenmacher, Aschensieder, Mollenhauer, Branntweinbrenner seien als Beispiel genannt für ausgeübte Kleingewerbe, die neben den üblicherweise vorhandenen Dorfhandwerkern wie Bäcker, Schuster, Schneider und Schreiner Anfang des 19. Jahrhunderts dokumentiert sind und zur Ergänzung der Einnahmen aus den überwiegend unzulänglichen kleinen Landwirtschaften ausgeübt wurden.
Die häufigste Berufsbezeichung in den Taufbüchern der Jahre 1804 (10), 1810 (15), 1815 (11) ist jedoch bereits die des Korbmachers.
Voraussetzungen für dieses Handwerk waren die bereits erwähnten geringen Erträge einer Landwirtschaft unter erschwerten Bedingungen und das natürliche Weidenvorkommen an den Ufern der Bever, Diemel und Weser.
Die Anfänge der Dalhauser Korbmacherei dürften bis ins Mittelalter zurückgehen. Eine genaue Datierung ist nach heutigem Kenntnisstand nicht möglich. Sie war jedoch über lange Jahre hinweg zunächst ein Bestandteil der auf eine Deckung des eigenen Bedarfs ausgerichteten bäuerlichen Wirtschaft.
Eine steigende Nachfrage nach Korbwaren bzw. die Einführung der Gewerbefreiheit führten Anfang des 19. Jahrhunderts zu einer Spezialisierung der Gewerbetreibenden Dalhausens auf die Korbmacherei.
Eine spürbare Verbesserung der Einkommenssituation ergab sich dennoch nicht, und so sahen ab den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts viele Dalhauser nur in der Auswanderung nach Amerika eine Zukunftschance.
Erst durch den bald darauf einsetzenden Korbhandel mit Amerika (Baumwollpflückkörbe, sog. "Nester") bzw. dem bevölkerungsreichen Ruhrgebiet, das durch hausierende Dalhauser Korbhändler erreicht wurde, ergab sich ein gewisser Aufschwung. Anfang des 20. Jahrhunderts begann man in Dalhausen mit einer Korbwarenfertigung in großen Sälen. Die traditionelle Heimarbeit war damit für viele Dalhauser beendet.
Feste Arbeitszeiten auf der einen Seite, aber auch kalkulierbare Löhne auf der anderen Seite waren die Folge.
Eine besondere Situation ergab sich für die Dalhauser Korbmacher durch die Einbeziehung in die Rüstungsindustrie vor und in den beiden Weltkriegen: Große Aufträge zur Herstellung von Geschoßkörben bzw. U-Boot-Netzen führten dazu, daß es ihnen immer dann finanziell gut ging, wenn Aufträge der Heeresverwaltung abzuwickeln waren.
Schon bald nach dem Ende des 2. Weltkrieges vollzog sich in Dalhausen ein bedeutender Strukturwandel. Das Korbmacherhandwerk mußte mehr und mehr, bedingt durch eine Veränderung der Konsumgewohnheiten, einer mit aller Kraft sich entwickelnden Kleinmöbelindustrie weichen.
Korbmachersäle wurden umfunktioniert, und Fabrikneubauten der Firmen Böker, Decker und Dierkes bestimmten mit ihrer Kleinmöbelfabrikation ab Mitte der 50er Jahre das Bild im Ort. Da die Betriebe aufgrund der engen Tallage Dalhausens nicht mehr erweitert werden konnten, entstanden in der Kernstadt Beverungen sowie in der Nachbargemeinde Borgentreich Zweigwerke, in denen seit Ende der 60er Jahre Kleinmöbel produziert werden.
An die nicht unbedeutende Tradition der Dalhauser Korb- und Korbmöbelherstellung erinnert ein im Hause der früheren Korbfabrikation Mann entstandenes Korbmachermuseum.
Die nach wie vor ungebrochene Nachfrage nach den Produkten der noch in Dalhausen ansässigen bzw. aus Dalhausen hervorgegangenen Kleinmöbelindustrie einschließlich der ebenfalls nach Beverungen verlagerten Sperrholz-Herstellung ist bis heute Arbeitsgrundlage vieler Dalhauser, denen auf diese Weise Erfahrungen mit dem z.Zt. allgegenwärtigen Phänomen der Arbeitslosigkeit weitgehend erspart geblieben sind.
Ein großer Teil der Dalhauser Bevölkerung ist heute in den zahlreichen im Ort existierenden Vereinen engagiert. Die Veranstaltungen bzw. das Programmangebot dieser Vereine, denen das Wort "Eigenleistung" beileibe kein Fremdwort ist, sind spürbar in vielen Bereichen im Ablauf des täglichen Lebens und aus dem dörflichen Geschehen nicht mehr hinwegzudenken.
Die lange Zeit untrennbar mit Dalhausen verbundenen Attribute "Korbflechterdorf', "Dorf der Ziegen" oder "singendes Dorf' haben heute keine Gültigkeit mehr. Das Weihnachts- und Brautsingen, Kartoffelbraten und die Fähigkeit, ausgiebig zu feiern, diese aus der Tradition des Ortes herrührenden Bräuche und Eigenschaften sind dem Dalhauser verblieben. Sie dürften ihm auch in absehbarer Zeit nicht verlorengehen
Bis ins 17. Jahrhundert reicht das sogenannte "Weihnachtssingen" zurück. Am Heiligen Abend versammeln sich die Gemeinde und singt von 23.00 Uhr bis 24:00 Uhr vor der Kirche.
Einzigartig in der Region ist, daß in Dalhausen an Fastnachtstagen keinerlei öffentliche Festlichkeiten stattfinden dürfen:
Pest, Typhus und Cholera hatten den Ort im vergangenen Jahrhundert schwer heimgesucht, aber ganz besonders schlimm im Jahre 1868, ein Jahr nach der gewaltigen Überschwemmungskatastrophe. Daraufhin wurde am 17.10.1868 das feierliche Gelübde abgelegt, am Rosenmontag und Fastnachtsdienstag Anbetungsstunden abzuhalten, um Fürbitte der Gottesmutter Maria zu erlangen. Seitdem wurde in Dalhausen kein öffentlicher Karneval mehr gefeiert. Stattdessen rufen die Glocken der Kirche zu den immer noch stattfindenden Gebetsstunden auf.
Dies sind nur ein paar Beispiele der Traditionen in Dalhausen, zu denen etwa auch das Osterfeuer, das Singen des Ehestandsliedes an Polterabenden gehören. Erfahren Sie doch selbst einmal die Geschichte unseres Ortes, die auch heute noch an vielen Stellen für Spannung sorgt.